Der Toyota Avensis aus zweiter Hand

Berlin – Der Avensis ist Toyotas Auto in der Mittelklasse – sozusagen der Passat des japanischen Herstellers in Europa. Während der Konkurrent sich ein schnittiges Blechkleid übergestreift hat, konnte der Avensis trotz des jüngsten Facelifts von 2015 sein biederes Image nicht ganz tilgen.

In technischer Hinsicht ist die Modellreihe sogar gänzlich unauffällig, was Halter und Prüfer allerdings freut: Bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) schneidet er besser ab als manches deutsches Premiummodell.

«Wären da nicht die leidigen Probleme mit den Scheinwerfern», gäbe es an den beiden letzten Avensis-Baureihen fast nichts zu kritisieren, bilanziert der «TÜV Report 2017». Bei Radaufhängungen, Federn und Lenkung schneidet das Modell weit besser ab als der Durchschnitt aller HU-Prüflinge. Auch für die Auspuffanlage, die Abgasuntersuchung und den fast nie auftretenden Ölverlust gibt es gute Noten. Einzig die ab der zweiten HU oft verschlissenen Bremsscheiben der Zweitauflage, die Handbremse der Erstauflage und verstellte Scheinwerfer über alle Jahrgänge sind Kritikpunkte.

Beim ADAC trübt sich der Eindruck nur leicht. Der Club sieht den Avensis im vorderen Drittel seiner aktuellen Pannenstatistik, wobei die Jahrgänge 2011 bis 2013 etwas schlechter abschneiden. Dass die Pannenhelfer ausrücken müssen, liegt aber oft an zu alten Batterien (Baujahre 2009 bis 2014), die Halter offenbar zu erneuern vergessen. Ferner fielen dem ADAC defekte Generatoren bei Autos von 2009 auf.

Vier Rückrufe hat der Autoclub dokumentiert, darunter auch die Großaktion von 2013 wegen Problemen mit den Beifahrerairbags, die insgesamt 1,7 Millionen Fahrzeuge betraf. Im Jahr davor musste an Fahrzeugen wegen potenziell ausfallender Lenkungen und zu locker sitzender Hinterachsspurstangen nachgebessert werden, die die Fahrstabilität beeinträchtigen konnten.

Der erste Toyota Avensis löste im Jahr 1998 das Modell Carina in der Mittelklasse ab. Die Zweitauflage rollte 2003 erstmals zu den Händlern – ein Novum war der Knieairbag – und wurde 2009 von der aktuellen Generation ersetzt. Von der gibt es eine Schrägheckversion nicht mehr, aber weiterhin Kombi und Stufenheck. Sie erhielt 2015 ihre wohl letzte Modellpflege, die eine neue Optik, neue Sicherheitsfeatures und sparsamere Motoren brachte.

Verwunderlich ist, dass unter die Motorhaube bislang kein Hybridantrieb Einzug gehalten hat, dessen Premiere 1997 im Toyota Prius schon 20 Jahre zurückliegt. Auf der anderen Seite fehlen aber auch die richtigen Spritschlucker in Form von Sportversionen und V6-Motoren. Die Vierzylinder-Benziner geben je nach Modell und Baujahr zwischen 81 kW/110 PS und 120 kW/163 PS ab. Die Diesel kommen auf 61 kW/83 PS bis 130 kW/177 PS – wobei die Topversionen unter den Neuwagen an Leistung sogar eingebüßt haben.

Wer sich nach einem gebrauchten Avensis umschaut, wird sein Interesse womöglich auf den 1.8 Sol mit 108 kW/147 PS richten. Ein 2009er Baujahr wird laut Schwacke-Liste für durchschnittlich 9200 Euro gehandelt, bei einer statistisch ermittelten Laufleistung von 101 200 Kilometern. Mit noch 10 600 Euro und 113 800 Kilometern ist der Avensis Combi 2.0 D-4D (91 kW/124 PS) vom Baujahr 2011 vermerkt. Soll es der Avensis Touring Sports 1.8 Comfort von 2015 mit 108 kW/147 PS und dem aktuellen Modellgesicht sein, muss das mit durchschnittlich 17 350 Euro bezahlt werden (35 950 Kilometer).

Fotocredits: Toyota
(dpa/tmn)

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