Wertstabil, aber kaum nachhaltig: Dacia Logan MCV

Berlin – Der Dacia Logan hat sich vor allem als geräumiger Kombi MCV zur Alternative für kostenbewusste Familien in der Großstadt gemausert. Aber Achtung bei Gebrauchtwagen: Das Modell der Renault-Tochter schneidet bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) im Schnitt nicht gut ab.

«Katastrophale Billigkutsche»: Die Überschrift des Logan-Kapitels im «Tüv Report 2017» ist sicherlich zugespitzt, aber Grund für Kritik gibt es genug. So häufen sich die Beanstandungen bei der HU ab dem siebten Jahr – also von der dritten Untersuchung an – bei Federn und Dämpfern. Spätestens in diesem Alter zeigt sich auch die gesamte Beleuchtungsanlage oft als mängelbehaftet.

Kaum besser sind die Bremsscheiben, die zu oft rostig sind oder Riefen aufweisen. Auch Auspuffmängel sind an der Tagesordnung, und die Abgasuntersuchung werde oft «zur Zitterpartie», so der Tüv. Der Ölverlust liegt aber nur geringfügig über dem Durchschnitt der anderen getesteten Autos.

Etwas milder stimmt das ADAC-Urteil. Der Logan MCV zeige sich in der Pannenstatistik des Clubs «von unterschiedlichen Seiten», die ersten Baujahre von 2007 an wiesen sehr geringe Zahlen auf. Ab 2012 sei aber eine sehr hohe Anfälligkeit zu beklagen, hauptsächlich begründet durch Batterieschäden. Zum breiten Spektrum der Pannenauslöser zählen defekte Zündkabel bei Autos der Bauzeit bis 2009, kaputte Zündschlösser (2011 bis 2013), streikende Anlasser (2010 bis 2012) und elektrische Fehler im Kurbelwellensensor (2006 bis 2009).

Drei Rückrufe betrafen den Logan bislang. Die jüngste Aktion gab es im Oktober 2011 wegen eines möglichen Fehlers der Ventilsteuerung, was im Extremfall zum Motortotalschaden führen konnte. Sie betraf gut 1100 Fahrzeuge der Bauzeit von September 2010 bis November 2010.

Als Neuwagen war und ist der Logan ein Preisbrecher. 2005 kam zunächst die Limousine auf den Markt – für 7200 Euro. Im Jahr 2007 reichte der Hersteller den Kombi MCV nach. Für 1200 Euro Aufpreis gab es einen riesigen Kofferraum sowie die Option auf sieben Sitze. ESP konnte anfangs aber noch nicht einmal gegen Aufpreis bestellt werden, eine Servolenkung nur in höheren Ausstattungsvarianten.

Stufenheck und Kombi erhielten 2008 eine Modellpflege. Während die Limousine 2010 eingestellt wurde, ist der MCV noch immer im Programm. Die Nachfolgegeneration des Kombis wurde im Jahr 2013 auf dem Genfer Autosalon enthüllt – mit serienmäßig ESP, vier Airbags und einem Stauraum von 573 Litern, der auf 1680 Liter erweiterbar ist.

Zwar können Kunden seit Ende 2015 den Logan MCV auch mit dem automatisierten Schaltgetriebe «Easy-R» bestellen. Doch Auswahl und Leistungsspanne sind nicht gerade üppig. Je nach Auflage und Baujahr leisten die Vierzylinder-Benziner zwischen 54 kW/73 PS und 77 kW/105 PS, die Diesel kommen auf 50 kW/68 PS bis 66 kW/90 PS. Immerhin gab es den Kombi zwischenzeitlich auch als Ethanol-Version (77 kW/105 PS) für den Betrieb mit E85 zu kaufen. Eine Autogasvariante gehört seit dem Jahr 2008 zum Standardrepertoire (62 kW/84 PS bis 66 kW/90 PS).

«Extrem günstiger Kauf und geringer Wertverlust trösten über die HU-Mängel hinweg», urteilt der «Tüv Report». Wer auf dem Gebrauchtwagenmarkt zum Beispiel nach einem Logan MCV dCi 90 Laureate mit 66 kW/90 PS aus dem Jahr 2013 Ausschau hält, muss laut Schwacke-Liste von einem Richtwert von 7950 Euro ausgehen – das sind knapp 5000 Euro unter dem einstigen Neupreis.

Die Laufleistung liegt dann um 75 400 Kilometer. Soll es ein älteres Auto mit Gasumrüstung sein, so fallen zum Beispiel beim MCV 1.6 LPG Ambiance von 2008 (62 kW/84 PS) noch 3900 Euro an (113 200 Kilometer). Für einen recht neuen Logan MCV als Benziner wie den TCe 90 Laureate von 2015 mit 66 kW/90 PS sind es noch durchschnittlich 9050 Euro (27 950 Kilometer).

Fotocredits: Dacia
(dpa/tmn)

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