Sind Oldtimer-Motorräder eine gute Wertanlage?

Filderstadt – Manche Motorräder wie Peter Fondas Chopper aus dem Kultfilm «Easy Rider» oder einige englische Motorrad-Klassiker erzielen auf Auktionen enorme Summen. Ist das vielleicht auch ein Anlagetipp für den kleineren Geldbeutel?

«Wer heute, in der Niedrigzinsphase, Geld nicht auf dem Geldmarkt investieren möchte, denkt zunächst an Immobilien – Betongeld verkommt nicht», sagt Auktionator Frank Ehlert vom Auktionshaus Auktionspunkt in Potsdam. «Aber wie alte Autos sind auch klassische Motorräder eine gute Möglichkeit, Geld sicher anzulegen.» Zwar handele es sich um einen Sammlermarkt, auf dem man sich auskennen müsse – «nicht jedes alte Motorrad, das gut aussieht, taugt auch als Wertanlage» – aber man verliere ganz sicher kein Geld.

Klaus Limbächer ist sogar überzeugt, dass bei Fahrzeugen, die heute schon einen Sammler- und Begehrlichkeitswert haben, die Preise definitiv steigen werden. Der Inhaber des Motorradhauses Limbächer & Limbächer Biker’s World in Filderstadt rät, «bei sehr teuren Fahrzeugen aus der Zeit um den Zweiten Weltkrieg auf eine nachvollziehbare Historie, am besten mit Originalpapieren zu achten». Als Beispiel nennt er «englische Marken wie Vincent und Brough Superior oder auch die deutsche Firma Zündapp mit der KS 800».

Gerade die Modelle von Brough Superior und Vincent stehen auch für Peter Mergelkuhl «ganz oben auf der Preisliste». Zudem nennt der Redakteur der Zeitschrift «Oldtimer Markt» mit Münch eine weitere deutsche Marke, die in den vergangenen Jahren enorm zugelegt habe – im Topzustand kosten Modelle mittlerweile sechsstellig.

Anfang 2018 wurde in Las Vegas eine Vincent Black Lightning von 1951 zum Rekordpreis von 929.000 Dollar versteigert. In diese Preisregionen stoße man vor allem dann vor, wenn eine besondere Vorgeschichte vorliegt, sagt Mergelkuhl, «etwa wenn das Fahrzeug aus prominentem Besitz stammt.» So erinnert er sich, dass der Harley-Davidson-Chopper, den Peter Fonda angeblich im Kult-Streifen «Easy Rider» gefahren hat, 2014 etwas mehr als eine Million Euro erzielt haben soll – obwohl zunächst Zweifel an der Echtheit des Fahrzeugs bestanden. Es geht aber auch günstiger. So sieht Limbächer zum Beispiel eine Kawasaki Z 900 oder eine Honda CB 750 Four als Wertanlage.

«Bei diesen Maschinen liegen diese Preise aktuell in einem Bereich zwischen 15.000 und 20.000 Euro», sagt Mergelkuhl. Er weiß aber auch von einigen «merkwürdigen Effekten» zu berichten. So habe die Suzuki GSX-R 750, «die erste konsequent gemachte Rennmaschine für die Straße», Mitte der 1980er eine ganz neue Motorradklasse begründet. Aktuell werde sie aber gerade einmal mit 3000 Euro bewertet.

Wer glaubt, dass ein Klassiker sein Wertpotenzial ausschließlich in der Garage steigert, der irrt. «Salopp gesagt, haben Fahrzeuge, die auf den ersten Kick anspringen, immer einen höheren Wert als Fahrzeuge, die stehen», sagt Auktionator Ehlert. Es müsse ja nicht gleich eine Weltumrundung sein. Auch Limbächer empfiehlt, regelmäßig zu fahren und nicht nur alle, zwei drei Jahre mal eine Ausfahrt zu machen. So könne man Standschäden vorbeugen.

Etwas differenzierter sieht das Mergelkuhl: «Bei einem Motorrad, das gefahren wird, ist es kaum möglich, den Zustand 1 zu erhalten. Selbst geringe Einfärbungen an den Vergasern bedeuten bereits eine Abwertung». Andererseits könne eine Maschine in einem sehr patinierten Originalzustand ohne Restaurierung, vielleicht aber mit einer interessanten Vorgeschichte, deutlich mehr wert sein als eine Maschine im Zustand 1.

Fotocredits: Monique Wüstenhagen,Frank Ehlert,Duncan Smith,Honda,Suzuki,L&L Biker’s World
(dpa/tmn)

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