Berlin – Der Fiat 500 trat die Retrowelle nicht los, aber surfte ganz schön gut auf ihr. Das Design des Kleinstwagens aus Italien gilt als gelungene moderne Wiederaufnahme der Formensprache des Vorbilds Nuova 500 von 1957. Doch das Auto ist technisch von der ziemlich unzuverlässigen Sorte.
«Beim TÜV beherrscht er keine Disziplin wirklich gut», bilanziert der «TÜV Report 2017». Italienisches Lebensgefühl fahre zwar mit, doch erntet der 500 in praktisch allen Prüfkategorien der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) Minuspunkte. Ganz übel sieht es bei den Radaufhängungen aus. Hier lägen die Mängelquoten extrem hoch. Abhängig vom Baujahr treffe dies auch auf die Federung und Dämpfung zu. Auch die Scheinwerfer sind zu oft verstellt. Bremsschläuche und -scheiben zeigen sich bereits bei der zweiten HU als markant marode, hohe Mängelquoten auch bei der Bremswirkung ab dem siebten Jahr. Hinzu kommt häufiger Ölverlust.
Trost für Fans des sich gut verkaufenden 500 kann auch der ADAC nicht spenden. Denn das modische Retro-Auto schneidet in der Pannenstatistik des Clubs mau ab: «In der Statistik 2016 liegt er mit einigen Mängelschwerpunkten nur am unteren Feld der Kleinstwagenklasse», so der ADAC. Besonders Exemplare der Baujahre 2010 und 2011 wiesen tiefrote Pannenkennziffern auf. Gründe waren kaputte Kraftstoffpumpen (bis Baujahr 2012), überhitzte Kühlsysteme (bis 2011) oder auch defekte Kurbelwellensensoren (bis 2009).
Die Rückrufliste ist lang, der ADAC hat sieben Aktionen gezählt. Die größte betraf im April 2009 insgesamt 6235 Autos der Bauzeit September 2008 bis Februar 2009, bei denen eine Blockade der Hinterräder drohte – mit allen Auswirkungen auf die Fahrsicherheit.
Je nach Lesart kann man die Geschichte des Fiat 500 noch weiter als bis zum historischen Vorbild Nuova 500 zurück verfolgen. Denn schon 1936 kam das erste Auto von Fiat mit der Ziffernfolge 500 heraus. 2007 trat der aktuelle 500 das numerische und stilistische Erbe des einstigen Fiat-Kernmodells an. Sein gelungenes Designs zeigt sich auch darin, dass Fiat erst 2013 ein erstes Facelift verordnete.
Mittlerweile gibt es eine kleine Modellfamilie. 2009 kam der 500C mit großem Faltdach. Seit 2012 fährt der 500L als Vanvariante auf den Straßen, die ein Jahr später als 500L Living auch als Siebensitzer aufgelegt wurde. Dieses Auto ist mit 4,35 Meter allerdings 80 Zentimeter länger als der normale 500. Und 2014 rollte das kleine SUV 500X in den Handel.
Das Motorenauswahl ist recht variantenreich. Es gibt die üblichen Reihenvierzylinder, es gibt den TwinAir genannten Zweizylinder. Es gibt Benzin- und Dieselantriebe, aber auch die Erdgasvariante Natural Power beim 500L. Je nach Baujahr, Ausführung und Aufbau leisten die Benziner im 500 zwischen 51 kW/69 PS und 139 kW/190 PS im Abarth Biposto. Die Diesel decken eine Spanne von 55 kW/75 PS und 103 kW/140 PS ab. Der Erdgasantrieb im Van leistet 63 kW/86 PS.
Wer einen Fiat 500 0.9 TwinAir Start&Stopp Lounge mit 63 kW/85 PS von 2013 sucht, kann laut Schwacke-Liste einen durchschnittlichen Handelspreis von 8450 Euro ansetzen. Solche Autos haben im Mittel 40 500 Kilometer als Laufleistung hinter sich. Soll es ein Diesel sein, kann im Falle des 500 1.3 Multijet 16V DPF Lounge mit 70 kW/95 PS von 2009 noch mit 6550 Euro kalkuliert werden (122 200 Kilometer). 10.050 Euro sind für einen 500L Natural Power von 2014 notiert (41 150 km). Günstigster 500X auf dem Gebrauchtmarkt ist der 1.6 E-torQ 4×2 Pop von 2014, der mit 9750 Euro und 41 150 Kilometern geführt wird.
Fotocredits: Fiat
(dpa/tmn)