Launiger Liebling: Der VW Touran als Gebrauchter

Berlin (dpa/tmn) – Der VW Touran gehört zu den meistverkauften Kompaktvans Deutschlands. Es muss vieles für den optionalen Siebensitzer sprechen. Dazu gehören der variable und große Stauraum, die solide Innenraumverarbeitung und ein für die Fahrzeuggattung recht gefälliges Design.

Doch gerade wegen seiner Massentauglichkeit gibt der Wagen auch Rätsel auf. Denn warum verkauft sich ein Auto so gut, dass über Jahre mit Qualitätsmängeln zu tun hat? Laut dem «TÜV Report 2016» konnte der Hersteller der ersten, über zwölf Jahre gebauten Generation ihre typischen Macken nie so ganz austreiben. Vor allem Fahrwerksmängel an Federn und Dämpfern haben sich demnach konstant über die ganze Bauzeit gehalten.

Ansonsten ist der Touran launig: Die derzeit fünf- bis siebenjährigen sind die besseren Jahrgänge. Auf die Achsen muss man ab einem Alter von neun Jahren achten, sie könnten ausgeschlagen sein. Auch Luftmassenmesser machen häufig Probleme.

Der ADAC findet mit Blick auf seine Pannenstatistik ebenfalls eher kritische Worte. In den ersten drei Produktionsjahren sei der Kompaktvan noch mit einer Reihe an Mängeln behaftet gewesen, die zu zahlreichen Änderungen, insbesondere im Motormanagement, geführt hätten. Ab dem Modelljahr 2006 seien die Pannenquoten gesunken. Touran der Baujahre 2007 und 2008 fielen mit defekten Einspritzdüsen auf. Motordefekte aufgrund maroder Steuerketten waren insbesondere bei Autos von 2009 zu beobachten. Diesel von 2005 machten kaputte Turbolader zu schaffen.

Seit Beginn der Baureihe hat der ADAC fünf Rückrufe gezählt. Der größte betraf Anfang 2012 Modelle mit 1.2-TSI-Motor, bei denen unzureichende Gasannahme das Problem war. Mittlerweile gilt das Modell beim ADAC aber als pannensicher.

Als der erste Touran 2003 auf den Markt kam, eröffnete er für VW eine neue Klasse – wie zuvor der Zafira bei Opel. Ein Kompakt- oder manchmal auch Minivan genanntes Fahrzeug hatte es zuvor von VW noch nicht gegeben. Drei Jahre später erhielt der kleine Bruder des Sharan sein erstes Facelift, das vor allem an der bei VW zu jener Zeit typischen ausgearbeiteten Rundung der Frontscheinwerfer zu erkennen ist. Ein Jahr später kam der Cross Touran mit Beplankungen und mehr Bodenfreiheit zu den Händlern. Die zweite große Modellpflege von 2010 glich äußerlich fast einem Generationswechsel, doch technisch blieb vieles gleich – bis auf die fast komplett neue Motorenpalette.

Im Herbst 2015 startete der Touran II, wie der Golf VII basierend auf VWs Modularem Querbaukasten (MQB). Motorenseitig gibt es im Touran mit Ausnahme der Erdgasvariante VW-Hausmannskost. Die auch in anderen Modellen zum Einsatz kommenden Benziner leisten ja nach Generation und Baujahr zwischen 75 kW/102 PS und 115 kW/170 PS. 2006 wurden die doppelt aufgeladenen TSI-Motoren eingeführt. Die Diesel kommen auf 66 kW/90 PS bis 130 kW/177 PS, erst ab dem Jahr 2010 war der Rußpartikelfilter Serie. Die mit den Modellkürzeln je nach Auflage genannten Ecofuel- beziehungsweise TGI-Modelle mit CNG-Triebwerken bringen es auf 80 kW/109 PS und turbogeladene 110 kW/150 bei Fahrzeugen ab 2009.

Wer sich nach einem Erdgasmodell umsieht, muss mit Preisen ab 5800 Euro kalkulieren. Diesen Durchschnittswert hat der Markbeobachter Eurotax Schwacke für den Touran 2.0 Ecofuel Conceptline von 2006 mit 80 kW/109 PS ermittelt und gibt einen typischen Tachostand von 127 200 Kilometern an. Im Fall des Touran 1.4 TSI DSG Highline mit 125 kW/170 PS starkem Benziner von 2010 müssen noch um die 13 000 Euro eingeplant werden (79 200 Kilometer). Mit 18 100 Euro listet Schwacke den Touran 2.0 TDI DPF Cup von 2013 mit 103 kW/140 PS und geht dabei von einer Laufleistung von 62 400 Kilometern aus.

Fotocredits: Volkswagen

(dpa)