Wie das Kind sicher zur Schule kommt

Bonn – Ab in die Schule! Aber wie? Nicht nur die Eltern von Schulanfängern stehen vor dieser Frage. Wie weit kann das Kind zu Fuß gehen, und ab wann darf es mit dem Fahrrad zum Unterricht fahren? Antworten auf wichtige Fragen rund um den Schulweg:

Wann fangen Eltern mit Schulanfängern an zu üben?

Gegen Ende des Kindergartenjahres. Dazu rät Andreas Bergmeier vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). So bleibt ausreichend Zeit. Eltern sollten sich Zeit nehmen und Geduld haben. «Mit ein oder zwei Mal abgehen ist es nicht getan», sagt der Experte. Wichtig ist: Klar mit dem Kind einen Weg festlegen und nicht davon abweichen. Also etwa nicht an einem Tag auf der einen Straßenseite laufen und am nächsten Tag auf der anderen. Zudem geht bei der Streckenwahl Sicherheit klar vor Kürze. Das Kind muss Straßen zum Beispiel sicher queren können.

Was ist noch zu beachten?

Der Nachwuchs sollte den künftigen Schulweg nicht nur in der Lernsituation erleben, sondern auch im Alltag. Es bietet sich an, Teile der Strecke etwa in tägliche Wege wie zum Supermarkt oder zum Spielplatz einzubauen, erklärt Bergmeier. Wenn das Kind dann alleine losgeht, sollte man die ersten Male noch in einigem Abstand folgen, rät der ADAC. So sieht man, ob es sich an das Erlernte hält.

Wie lang kann ein Grundschulkind laufen?

Das hängt vom Kind ab, aber auch vom Weg. Ist er nett, führt durch Parks und entlang ruhiger Straßen, kann er länger sein, als wenn er über viele Kreuzungen führt, erläutert Bergmeier. In vielen Ländern gebe es bestimmte Zumutbarkeitsgrenzen, in Nordrhein-Westfalen liege sie zum Beispiel bei zwei Kilometern für Schüler und Schülerinnen der Primarstufe. Dann werden
Kosten übernommen, etwa für ein Busticket.

Wann sind Kinder reif, um allein mit Bus oder Bahn zu fahren?

Das hängt wieder vor allem vom Kind ab. «Ich würde hier immer in Richtung Mentalität argumentieren», sagt Bergmeier. Ist das Kind eher ein Draufgänger oder vorsichtig und bereit, auch mal innezuhalten und sich in Ruhe zu orientieren? Altersvorgaben findet der Experte in dem Zusammenhang schwierig. «Kinder entwickeln sich unterschiedlich: Ein Kind ist mit sieben Jahren schon relativ fit im Verkehr, das andere hinkt im gleichen Alter in diesem Bereich noch völlig hinterher.»

Prinzipiell würde er einem Grundschulkind zutrauen, drei Stationen mit dem Bus zur Schule zu fahren. Umsteigen dagegen hält er bereits für schwieriger. Und generell gilt auch hier: Üben ist wichtig.

Kann ich das Kind nicht einfach mit Auto vor die Schule fahren?

Chaotische Zustände vor Schulen mit in zweiter Reihe geparkten Fahrzeugen und pöbelnden Eltern schaffen es immer mal wieder in die Nachrichten. Experten sehen das Kutschieren bis vor den Schuleingang nicht nur deshalb kritisch: «Im Grund verwehren sie ihren Kindern damit die Entwicklung von Verkehrskompetenz», heißt es vom ADAC.

Der Vorschlag des Autoclubs: Wenn Kinder unbedingt in die Schule gefahren werden müssten, sollte man sie bereits 200 bis 300 Meter vorher aussteigen lassen. So gehen die Kleinen den letzten Teil der Strecke eigenständig. Für den verbleibenden Schulweg ist dann wichtig, dass er sicher ist und nicht etwa über eine viel befahrene Straße führt. Unter Umständen hat die Schule auch spezielle Elternhaltestellen eingerichtet. Das empfiehlt der ADAC jedenfalls.

Wann kann das Kind auf dem Roller zur Schule heizen?

Mit dem Roller geht es schneller als zu Fuß. Zu bedenken ist aber, dass Kinder etwa auf Autos, die aus Grundstücksausfahrten kommen, auf dem Gefährt nicht so schnell reagieren können, erklärt Bergmeier. Gerade bei Strecken mit vielen Einmündungen wäre er deshalb mit der Erlaubnis eher zurückhaltend. Zudem müsste klar sein, ob es in der Schule eine Abstellmöglichkeit für Roller gibt oder sie sonst mit hinein ins Gebäude genommen werden dürften.

Und was ist mit dem Fahrrad?

Für Schulanfänger ist das aus Expertensicht noch keine Option. DVR-Experte Bergmeier sieht die Fahrradprüfung, die in vielen Schulen in der vierten Klasse stattfindet, hier als Richtschnur. Er hält es für richtig, dass viele Grundschulen ihren Schülern erst nach der bestandenen Prüfung erlauben, zur Schule zu radeln. Vorher sei es ihnen in der Regel noch nicht zuzutrauen.

Fotocredits: Mascha Brichta
(dpa)

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