Viele Software-Updates für Diesel-Autos stehen noch aus

Berlin – Bei der versprochenen Umrüstung von Millionen Diesel-Autos mit neuer Abgas-Software drohen erhebliche Verzögerungen.

Bis Jahresende sollen eigentlich 5,3 Millionen Wagen damit für den Kampf gegen Fahrverbote nachgebessert werden – bis dato sind aber nur 3,75 Millionen Fahrzeuge fertig umgerüstet, wie das Verkehrsministerium mitteilte.

Ressortchef Andreas Scheuer (CSU) nahm die Hersteller kurz vor Ende dieser Frist erneut in die Pflicht. Der Branchenverband VDA verwies auf erheblichen Aufwand. Man arbeite mit Hochdruck daran, «eine möglichst große Anzahl» schnell umzurüsten.

Scheuer sagte, die Hersteller hätten ihr Wort gegeben, bis Ende des Jahres 5,3 Millionen Fahrzeuge mit Software-Updates umzurüsten. «Sie hängen aber mit genehmigungsfähigen Unterlagen und der Umsetzung deutlich hinterher. Sie laufen damit Gefahr, ihr Versprechen zu brechen.» Er fordere daher eindringlich, dass sie schnellstmöglich die restlichen Fahrzeuge abarbeiten. «Ansonsten verspielen sie erneut Vertrauen.» Das Ministerium habe bereits im Frühjahr auf den Zeitdruck verwiesen und Fristen gesetzt.

Dass nicht alle 5,3 Millionen Autos umgerüstet sind, liegt laut Ministerium daran, dass die Hersteller zu ihren Anträgen auf Freigabe von Updates teils noch notwendige technische Unterlagen an das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) liefern müssten. Man erwarte, dass dies für alle Anträge schnellstmöglich erfolge, hieß es aus Berlin.

Regierung und Autobranche setzen auf Software-Updates als ein zentrales Instrument, um den Schadstoff-Ausstoß relativ schnell zu senken. In vielen Städten werden Grenzwerte für die Luftverschmutzung überschritten. Gerichte haben deswegen für mehrere Städte Fahrverbote angeordnet, die im neuen Jahr umgesetzt werden sollen.

Die deutschen Autobauer hatten beim Dieselgipfel mit der Politik im
Sommer 2017 zugesagt, bis Ende 2018 bei 5,3 Millionen Diesel-Pkw der Klassen Euro 5 und 6 die Emissionen per Software-Update zu senken – «auf Basis der Freigabe durch das KBA und der erreichbaren Fahrzeuge». Darin enthalten sind auch 2,5 Millionen Wagen des VW-Konzerns, aus denen ohnehin illegale Abgas-Software entfernt werden muss. Bei VW seien inzwischen rund 98 Prozent der betroffenen Autos umgerüstet worden, erläuterte das Ministerium.

Im August war überraschend bekannt geworden, dass sogar eine Million Diesel zusätzlich eine neue Abgas-Software bekommen sollen – beim KBA liegen für insgesamt 6,3 Millionen Pkw Anträge vor. Die extra Million ergab sich laut Ministerium aus weiteren Pflicht-Rückrufen wegen illegaler Abgastechnik für deutsche Hersteller. Dazu kamen mehr freiwillige Updates deutscher wie ausländischer Hersteller – darunter Alfa Romeo, Fiat, Mazda, Renault, Ford und Opel. Der Zeitplan hierfür lautet, dass die zusätzliche eine Million Wagen «im Anschluss» an die 5,3 Millionen erfolgen soll, also nicht mehr zwingend bis Jahresende.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärte, die deutschen Unternehmen setzten die zugesagten Software-Updates um. Die Anträge seien fristgerecht beim KBA eingereicht worden. Es sei das gemeinsame Ziel, Updates zügig entwickelt, geprüft und freigegeben zu bekommen. «Hier sind wir schon einen guten Schritt vorangekommen.» Vor allem komme es darauf an, dass Kunden in die Werkstätten kommen, denn es sei eine freiwillige Aktion. Der Aufwand sei erheblich – es gehe um Entwicklung, Prüfung und Freigabe Hunderter Software-Varianten, abhängig jeweils von Fahrzeug-Motor-Getriebe-Varianten.

Unterdessen haben im Kampf gegen zu schmutzige Luft die drei europäischen Metropolen Paris, Brüssel und Madrid erfolgreich gegen die Lockerung von Grenzwerten bei neuen Abgastests auf der Straße geklagt. Das EU-Gericht in Luxemburg entschied, dass die EU-Kommission Stickoxid-Grenzwerte für Autos der Norm Euro-6 zu unrecht einseitig neu berechnet habe. Die Behörde habe dabei ihre Kompetenzen überschritten, die beanstandete Verordnung muss jetzt überarbeitet werden. Bis dahin ändert sich für Autofahrer erst einmal nichts. Der ADAC erklärte nach der Entscheidung, es gebe aktuell auch keine unmittelbaren Auswirkungen für deutsche Euro-6-Halter.

Fotocredits: Julian Stratenschulte
(dpa)

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