TÜV-Report 2017: Der VW Caddy nur Mittelmaß

Berlin – Kaum ein Auto hat den Wandel vom Handwerkerauto zum Lifestyle-Auto so konsequent hingelegt wie der VW Caddy. Gleichwohl es den Hochdachkombi mit dem großen Stauraum weiter als Nutzfahrzeug zu kaufen gibt, prägen das Bild mit Ledersitzen und Doppelkupplungsgetriebe aufgehübschte Versionen.

Zu diesem Bild will die eher unschöne Bilanz bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) so gar nicht passen. Nach Auskunft des «TÜV-Report 2017» schneidet das kleinste Nutzfahrzeug aus dem Volkswagen-Konzern dort «höchstens mittelmäßig» ab. Zu begründen sei das womöglich mit hoher Beanspruchung und mangelhafter Pflege. Tröstlich: Die beanstandeten Mängel seien oft schnell behoben. So koste der Anschlagpuffer, der dem Caddy in Sachen Fahrwerk fast über alle Jahrgänge schlechte Noten bringt, nur zwei Euro.

Ebenfalls überdurchschnittlich oft bemängelt werden undichte Manschetten an den Antriebswellen, Defekte an den Rückleuchten und über alle Baujahre hinweg auch verschlissene Bremsscheiben. Bei älteren Caddy ab Baujahr 2004 kommen mangelhafte Bremsschläuche hinzu. Ab der dritten HU macht öfters auch der Auspuff Probleme. Zweiter Trost: das Abschneiden bei der Pannensicherheit. In der aktuellen ADAC-Statistik kommt der Caddy auf «recht gute» Werte. Lediglich das Baujahr 2011 war ein eher mittelmäßiger Jahrgang.

Pannenhelfer mussten bei Exemplaren der Baujahre 2007 bis 2009 überdurchschnittlich oft wegen Defekten an Motor und Zündung ausrücken, bei Autos von 2011 und 2012 wegen streikender Zündkabel und kaputter Abgasrückführungen.

2004 kam der VW Caddy 3 mit der Technik von Golf V und Touran auf den Markt. Seitdem hat der ADAC elf Rückrufaktionen gezählt. Die größte betraf 284 000 Fahrzeuge der Bauzeit ab Baubeginn 2003 wegen Problemen mit Gasdruckdämpfern, wodurch die Heckklappe plötzlich zufallen konnte. Bereits 2004 mussten 90 000 Exemplare im Motorraum nachbehandelt werden, um möglichen Dieselaustritt zu verhindern und die Gefahr von Fahrzeugbränden zu bannen.

Der Ur-Caddy kam 1979 auf den Markt, es gab ihn neben der Kastenversion noch als Pritsche, und er sah aus wie ein umgebauter Golf I. Seit 2004 ist die dritte Auflage im Handel, die mehrfach geliftet wurde und mittlerweile das aggressiv-schnittige VW-Gesicht mit recht flachen Scheinwerfern trägt. In Sachen Lastentauglichkeit ist er seinem Ahn mit hinterer Starrachse und Blattfedern aber treu geblieben. Den Freizeitcharakter unterstrichen zuvor bereits Versionen wie der Camper mit Zelt oder der höher gelegte Cross, der mittlerweile vom Alltrack abgelöst wurde. Das bislang letzte grundlegende Facelift von 2015, bei VW als vierte Generation gehandelt, brachte die Euro-6-Norm für alle Motoren.

Unter der Motorhaube setzte VW schon früh ergänzend zu den Otto- und Dieselmotoren auf bivalente Gasantriebe. Die EcoFuel genannte Erdgasvariante kam 2006 unter die Haube, 80 kW/109 PS leistete das Aggregat ohne Turboaufladung. 2011 kam die Autogasversion Bifuel mit 72 kW/98 PS hinzu.

Die restlichen reinen Benzinmotoren decken je nach Baujahr und Ausführung eine Spanne von 55 kW/75 PS bis 92 kW/125 PS ab. Die Diesel bringen es auf 51 kW/70 PS und 125 kW/170 PS. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird ein Caddy 2.0 TDI Blue Motion Technology mit 103 kW/140 PS als Fünfsitzer von 2011 nach Angaben der Schwacke-Liste für rund 9400 Euro gehandelt – bei einer durchschnittlichen Laufleistung von rund 100 000 Kilometern. Für um die 11 000 Euro wird der 2.0 EcoFuel Maxi (langer Radstand) Trendline mit 80 kW/109 PS von 2013 geführt (rund 70 000 Kilometer). Ein Caddy TSI 1.2 mit 77 kW/105 PS als Siebensitzer von 2010 wird mit gut 6500 Euro und um die 115 000 Kilometern geführt.

Fotocredits: Volkswagen AG
(dpa/tmn)

(dpa)