Autobauer zeigen in Genf Altbekanntes

Genf – Die Zukunft kann warten – das ist der Eindruck, der beim Rundgang auf dem Genfer Salon (Publikumstage 9. bis 19. März) entsteht. Denn die Autobauer konzentrieren sich wieder auf das Hier und Heute – sie rücken vor allem bodenständige Neuheiten ins Rampenlicht.

Die Musik spielt dabei vor allem – wie sollte es anders sein – im SUV-Segment. Denn der Boom auf der Buckelpiste geht weiter, und es kommen immer noch mehr Geländewagen dazu. Das reicht in Genf von komplett neuen Modellreihen wie dem Velar von Range Rover oder dem DS7 Crossback der Citroen-Schwester bis hin zu Seitenwechslern wie dem Opel Meriva oder Citroen C3 Picasso, die sich als Crossland X und als Aircross-Konzept ins Geländegetümmel stürzen.

Und weil die Stammspieler ihre Pfründe nicht kampflos preisgeben, drehen sich auf dem Salon zum Beispiel die zweite Generation des Renault Koleos, der aufgefrischte Renault Captur, der XL-Tiguan «AllSpace» mit bis zu sieben Sitzen oder die Neuauflage des Volvo XC60 im Rampenlicht. Selbst Veteranen wie die Mercedes G-Klasse drehen auf: Der Urvater deutscher Allrad-Modelle steht in Genf als G 650 Landaulet mit Maybach-Logo und bedient mit einem Preis von 749 700 Euro und einem V12-Motor von 436 kW/630 PS einen weiteren Trend des Salons: Luxus und Leistung.

Darauf setzen auch Marken wie Ferrari, Lamborghini, Bentley oder McLaren und die vielen Klein- und Kleinstserienhersteller, die ihre Neuheiten oft direkt vom Stand weg verkaufen. So kommt aus Modena mit dem F812 Superfast der bislang stärkste und schnellste Ferrari der Geschichte. Und aus Sant’Agatha Bolognese fliegt die «Performante»-Version des Lamborghini Huracan über die linke Spur.

Aber der Genfer Salon beweist, dass Traumwagen keine Mondpreise haben müssen. Wirklich billig sind natürlich auch ein Audi RS5, ein Mercedes E-Klasse Cabrio oder die neue Alpine 110 nicht. Doch gemessen an Millionensummen für den neuen Bugatti Chiron oder den Koenigsegg Regera werden sie beinahe zu Schnäppchen.

Neben den SUVs und den Supersportwagen feiert in Genf mit dem Kombi vor allem eine Fahrzeugkategorie ihr Comeback, die zuletzt vom Geländewagen bedrängt worden ist. Das zeigt neben Neuheiten wie dem Opel Insignia Sports Tourer, dem BMW 5er Touring oder dem Hyundai i30 CW nicht zuletzt eine Marke, die an der Laderampe bislang niemand erwartet hatte: Porsche. Der Sportwagenbauer macht den Panamera zum Lifestyle-Laster, nennt ihn aber lieber Sport Turismo als Kombi.

Nachbar Mercedes zielt mit einer viertürigen Version des AMG GT auf genau jene sportlichen Vielfahrer, die bislang im Panamera unterwegs sind. Noch ist das feuerrote Schaustück vom Salon zwar eine Studie, doch schon bald soll es in Serie gehen, verspricht Entwicklungsvorstand Ola Källenius. Für wahrscheinlich nicht mal ein Viertel des Preises dreht sich bei VW das neue Flaggschiff Arteon im Rampenlicht, das für rund 35 000 Euro aufwärts ebenfalls mit vier Türen und schneller Linienführung punkten will. Und Opel hat dem Insignia Sports Tourer nun den Grand Sport zur Seite gestellt, mit dem die bisherige Schrägheck-Limousine zum Designer-Coupé wird.

Dennoch bleibt auf dem Salon noch Raum für ein paar bodenständige Kleinwagen-Premieren wie den Ford Fiesta, den Seat Ibiza oder den Kia Picanto. Wobei das mit der Bodenhaftung so eine Sache ist. Denn Kia zeigt seinen Winzling auch als sportlichen GT, der Fiesta dreht sich als ST mit 147 kW/200 PS oder als Luxusmodell Vignale im Rampenlicht, und Seat rühmt seinen Neuling als Hightech-Mini.

Selten war der Automobilsalon so geerdet wie in diesem Jahr. Aber ganz ohne Visionen sind die Hersteller doch nicht nach Genf gekommen: Zumindest ein paar Studien entdeckt man, etwa ein Konzeptfahrzeug aus dem VW-Konzern. Mit Autofahren im herkömmlichen Sinne hat dieser Glaskasten namens Sedric nicht viel zu tun. Denn das elektrische Robo-Taxi hat nicht einmal Pedale oder Lenkrad und deshalb auch keinen Fahrer. «Wir rechnen damit, dass solche Fahrzeuge in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts tatsächlich auf die Straße kommen», sagt VW-Digitalchef Johann Jungwirth.

Fotocredits: Thomas Geiger
(dpa/tmn)

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