Melkus RS auf der IAA – Der Osten schlägt zurück

Und das sehr britisch: Wer schon immer Lotus Elise- bzw. Exige-Technik haben, aber nicht in Elise oder dem Derivat Opel Speedster einsteigen wollte, wird nun mit dem Melkus RS bedient.

Kurzer Geschichtsunterricht: Der Melkus RS 2000 ist ein Retro-Auto. Er basiert auf dem spöttisch-wohlmeinend als „Zonen-Ferrari“ bezeichnetem Melkus RS 1000, der zwischen 1968 und 1980 in 101 Exemplaren gebaut wurde. Dem getunten Wartburg 353-Motor entlockte man 70 PS, die gut für 165 km/h Spitze waren. Rahmen, Fahrwerk und Armaturen entstammten ebenfalls dem Mittelklassemodell, doch konnte nur der Melkus mit Flügeltüren glänzen. Damit ist er, guten Willen vorrausgesetzt, ein unehelicher Erbe des legendären Mercedes 300 SL.

Lotus Technik im Melkus RS 2000

Anstelle ein komplettes Fahrzeug von Grund auf neu zu entwickeln, baut Firmenchef Sepp Melkus, Enkel des früheren Konstrukteurs Heinz Melkus, den neuen Melkus RS 2000 auf Basis des geschlossenen Lotus Exige, der wiederum auf der Elise aufbaut. Letztere kam wegen der ambitionierten Flügeltüren nicht in Frage, kann ihren Einfluss jedoch nicht verleugnen: Dem Melkus ist der Technik-Transfer sichtlich nicht abzustreiten. Front und Heck wurden genau wie die Seitenansicht mit den Flügeltüren neu gestaltet, bleiben aber vom Lotus nicht allzuweit entfernt. Für den Melkus-Look sorgen runde Hecklichter, diesmal doppelt, die die großen Lettern am Diffusor-Heck flankieren. Darunter schinden die Doppel-Endrohre Eindruck, ein neues Design, das die Formgebung der Schürzenausschnitte übernimmt, wäre jedoch wünschenswert.

Melkus RS auf der IAA

Auf der IAA beeindruckten neben dem selbstbewussten Preis von 107.500 Euro – mehr als doppelt so viel wie für einen Exige – die inneren Werte des Melkus RS 2000. Der quer eingebaute Vierzylinder-Mittelmotor mit Kompressor drückt aus einem Hubraum von 1796 ccm bei 7800/min 270 PS  und verfügt bei 6500/min über ein maximales Drehmoment von 260 Nm.  Dank Lotus-Genen geht die Kraft selbstverständlich per manuellem Sechsganggetriebe an die Hinterreifen, die dafür verantwortlich sind , dass der 950 kg leichte Melkus RS in 4,9 Sekunden auf 100 flitzt und noch mal 150 weitere Tachoeinheiten nachlegt. Mit 9,8 l Super im EU-Mix lässt sich der Dresden-Express seien Leistung nicht einmal übermäßig vergüten. Genau wie im original stellt auch der Melkus RS seine Fahrer an Herausforderungen und bremst deren Dynamik daher nicht mit einem ESP ein. Das ist mal gelungenes Retro!

Wenig Armaturen im RS 2000

Innen zeigt sich der Melkus RS 2000 genauso sparsam ausstaffiert wie früher, lediglich zwei Rundinstrumente informieren über Drehzahl und Leistung. Anzeigen zu Ladedruck, Wasser- und Öltemperatur gibt es leider nicht, die Tankuhr fällt digital aus. Testberichte loben nicht nur den Kofferraum mit 225 Litern Volumen, sondern auch die sportlich abgestimmte Federung. Für Rückwärtsfahrten ist die optionale Heckkamera ratsam, der Innenspiegel zeigt er sonst  Hitzeflimmern aus dem Motorraum. Spartanisch-edel muten die gesteppten Lederapplikationen und die seidenmatten Aluminium-Teile der Mittelkonsole mit Startknopf an. Da ist es fast schon eine Qual, die Vorstellung der 320 PS starken Rennversion zum Preis von 120.000 Euro abzuwarten.

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